Radek Sliwka hat sich am Samstagnachmittag für die bequeme Variante der Anreise entschieden. „Ich bin mit dem Auto gekommen“, erzählte der Handballer vom SV Anhalt Bernburg, der zuvor bis zum Sommer 2018 vier Jahre lang für den Dessau-Roßlauer HV gespielt hatte.
Nun kehrte er zum ersten Mal in einem Pflichtspiel in seine ehemalige sportliche Heimat zurück, in der der 30 Jahre alte Tscheche mit seiner Familie noch immer wohnt. „Prinzipiell“, sagte Sliwka nach Dessau- Roßlaus 33:28-Sieg lachend, „hätte ich aber auch zu Fuß kommen können.“
Das Drittliga- Derby vor 1220 Zuschauern war kein Spiel wie jedes andere für Linkshänder Sliwka. „Ich war hier vier Jahre“, sagte er nach seinem Auswärtsspiel zu Hause, „natürlich war das heute ein besonderes Spiel für mich. Ich kenne hier noch so viele Leute.“ Mit einer Überraschung und einem Punktgewinn wurde seine Rückkehr zwar nicht versüßt, ein bisschen ärgern konnten Radek Sliwka und der SV Anhalt den Tabellenführer aber.
Bernburg startete richtig gut in die Partie – weil das zu Hause ungeschlagene Dessau-Roßlau es zugelassen hatte. „Man hat gemerkt, dass Dessau letzte Woche verloren hat“, schilderte Sliwka seine Eindrücke. Nach der ersten Saisonniederlage des DRHV im Top-Spiel beim HC Empor Rostock war eine gewisse Verunsicherung zu spüren. „Man hat nach der Niederlage in Rostock gemerkt, dass alles ein bisschen schwer von der Hand geht“, sagte DRHV-Chefcoach Uwe Jungandreas, „und die Dinge, die auch im Training waren, dass wir vorne Bälle verwerfen und hinten nicht dicht genug sind, die sind auch im Spiel aufgetreten.“
Dessau-Roßlau vergab allein in den ersten 15 Minuten eine Handvoll hochkarätiger Chancen, teilweise durch Inkonsequenz im Abschluss. Die Folge war ein Rückstand (6:7). „Wir konnten in der ersten Hälfte überraschen“, sagte Sliwka. Der DRHV konnte die Partie bis zur Pause aber noch drehen und lag beim Seitenwechsel mit 15:13 . vorn, hätte gut und gerne aber auch fünf Tore mehr auf dem Konto haben können, vielleicht sogar müssen. Im zweiten Durchgang hat die Mannschaft ein wacheres Gesicht gezeigt. Tom Landgraf, der den glücklosen Philip Ambrosius bereits in der ersten Halbzeit zwischen den Pfosten ablöste, steigerte sich und auch die Deckung vermochte es nun, Bernburg mehr unter Druck zu setzten. Zudem „sind wir konsequenter zum Tor gegangen“, sagte Jungandreas. Dessau hatte in der zweiten Halbzeit mehr Körpersprache“, sagte Anhalts junger Cheftrainer Martin Ostermann. Der DRHV konnte sich dadurch schnell auf vier Tore absetzen und diese Führung halten, die Gäste schafften es nicht noch einmal heranzukommen. „Wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht“, fand Sliwka, der drei Treffer erzielte – und noch mehr Hände der DRHV-Fans nach dem Spiel schütteln musste.
Letztlich stand für Tabellenführer DRHV im letzten Hinrundenspiel ein souveräner Arbeitssieg auf der Anzeige. „Auch solche Siege gehören dazu“, sagte Trainer Jungandreas, der nichts anderes erwartet hatte. „Wir wussten, dass das kein schönes Spiel wird“, erklärte er nach dem Spiel auf der Pressekonferenz, „wir sind in der zweiten Halbzeit über den Kampf gekommen.“ Und mit der vorbildlichen Einstellung kam am Ende auch die nötige Klasse zum Tragen. Letztendlich“, gestand Gästetrainer Ostermann, „hat sich auch die Qualität durchgesetzt.“
Bernburg: Link – Marschall (1), Friedrich (1), Ackermann (1): Schulze (1), Sliwka (3), Grafenhorst, Coßbau, Griic (4), Pavlovic (2), Richter (10/6), Godon (5)
Quelle: MZ-Bernburg / Tobias Grosse